Hotel- und Gastronomieverband DEHOGA Hessen e.V.

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Das Chaos regiert im Winterwunderland Taunus

Nun ist es endlich bei uns im Taunus: das Winterwunderland!

Aber aus verschiedensten Gründen ist derzeit wohl kaum einer wirklich glücklich damit. Klar, dass Anwohner über zugeparkte Garagen, Türen und Straßen nicht erfreut sind. Das ist nachvollziehbar. Wildpinkler überall, weil alle Toiletten in den Gastronomien geschlossen sind, das ist nicht angenehm. Aber haben nur diejenigen, die das Glück haben im Grünen zu wohnen, ein Recht auf Wald, Wiesen und frische Luft?

War die Vielzahl der Besucher in Zeiten eines Lockdown-light wirklich so überraschend oder hätte man das erwarten können?

Jahrelang haben die touristischen Player keine Mühe gescheut, Gäste und Touristen in das Naherholungsgebiet im Herzen Hessens anzulocken. Mit Kampagnen, auf Messen, auf Homepages und mit ganz viel Einsatz jedes einzelnen gastgewerblichen Betriebes vor Ort wurde der Taunus als Kleinod mit all seinen Attraktionen beworben. Denn was nützt schon ein Kleinod, wenn zu wenige Besucher kommen?

Und trotz all der Maßnahmen konnten wir auch hier, in dieser wunderschönen Region, dem hessenweiten Gasthaussterben keinen wirklichen Einhalt gebieten. Deshalb werden die Wanderer, Radler, Besucher und auch Einheimische in Zukunft länger unterwegs sein müssen, um auf ein uriges Gasthaus oder auf eine idyllische Kneipe zu treffen. Konzepte zur Belebung oder Attraktivierung anderer Ziele, wie die des Hauptkammes und den Feldberg scheitern oft an Befindlichkeiten der Kommunen und deren Bewohner.

Nein, kein Parkplatz hier, und nein, auch kein neues Ausflugsziel da, Beschilderungen zu alternativen Zielen sind erst recht oft schwer zu finden. Und mancherorts auch nicht gewünscht. Das rächt sich jetzt.

Nun sind sie da, die Tagestouristen. Sie kommen in Massen. Denn jeder wünscht sich ein bisschen Entspannung und Erholung in freier Natur und im Wald. Und wenn man diesem Platz noch in Verbindung mit Schnee oder Sonne genießen kann, dann bring das Hoffnung und Glücksgefühle in die traurige Situation der vergangenen Monate und macht das alles zumindest für den Moment etwas vergessen.

Alle wollen einen Platz an der Sonne oder zumindest im Schnee und jetzt muss der entsetze Taunusbewohner feststellen, dass die Idylle in der er lebt, kein alleiniges, ererbtes oder erkauftes Recht ist.

Es muss etwas passieren, sagen sie. Jemand muss eingreifen. Die Leute müssen weg vom Feldberg, weg aus den Gemeinden, weg vor den Einfahrten.

Dabei wäre das jetzt die Chance für den Tourismus. In normaleren Zeiten wäre das ein Grund zur Freude, dass unsere nahen Nachbarn am Entdecken sind, dass es außer dem Mittelmeer oder den Alpen auch schöne nahegelegene Orte gibt. Jedoch das scheinbar einzige Gegenmittel, führt zur Vergrämung der Besucher. Stadtteile werden gesperrt, weil die Verkehrsflut nach den notwendigen Sperrung des vom Schneebruch gefährdeten Feldbergplateaus in die umliegenden Gemeinden schwappt. Im Hintertaunus gäbe es noch Platz an vielen Stellen zum Wandern, ohne Schneebruch und ohne Gefahr. Es fehlt aber an jeglicher Lenkungsmöglichkeit für die Besucherströme. Es fehlen schlichtweg die Alternativen. Die Folge sind Bürgermeister, die verzweifelt im Radio fordern, dass die Besucher wegbleiben sollen, sowie Radio- und Fernsehausstrahlungen mit Warnungen und Androhung von Sanktionen für die, die trotzdem kommen.

Die Message, die bleiben wird, ist für jeden Touristiker ein Nadelstich ins blutende Touristikerherz. Und wir Gastwirte und Hoteliers müssen dabei zu sehen, und blicken zum Teil fassungslos auf die Negativwerbung, die da produziert wird: „Bleib weg, du bist hier nicht willkommen“.

Natürlich ist da noch dieses Virus. Und die gastgewerbliche Branche, die es mit am schwersten getroffen hat, wünscht sich nichts mehr, als dass der Spuk bald vorbei ist. Dass all die Regeln und Verordnungen sein müssen, damit wir bald wieder Perspektiven haben, steht außer Frage.

Thomas Studanski, Vorsitzender des DEHOGA KV Hochtaunus, versteht die Vorgehensweise überhaupt nicht: "Wie wäre es mit Empfehlungsmanagement? Unter den Gastronomen ist dies ein geflügeltes Wort und gelebte Praxis.", erklärt er. "Die Zimmer sind voll und da ist noch eine Anfrage? Die Gaststube ist voll und neue Besucher benötigen noch Platz? Es ist doch ganz logisch, dass man dann an die Kolleginnen und Kollegen verweist."

Der Taunus. Eine Fläche von nahezu 2700 km² mitten in Hessen gelegen, 75 Kilometer lang, fast 35 Kilometer breit. Das sollte genug Raum bieten für vielerlei Interessen und ganz viele Besucher.

Der Höhenkamm um den Feldberg ist sicher eine der attraktivsten Stellen im Taunus, aber bei weitem nicht die einzig Schöne. Also liebe Bürgermeister, erlaubt der Tourismusbranche die Frage: Ist es wirklich der richtige Weg, die Besucher wegzuschicken? Oder ist es nicht einfach der einfachste Weg? Könnte es nicht sein, dass die abgewiesenen Gäste die Besucher von morgen hätten sein können?

Gesperrte Straßen, Orte und Plätze müssen bei der aktuellen Gefahrenlage sein. Aber toll wäre es, wir hätten Alternativen mit Besucherhinweisen für Ausweichplätze.

Gespräche zur Rettung der Landgasthäuser finden auf Kreisebene bereits seit einigen Jahren statt. Konstruktive Gespräche mit den Gemeinden und ihren Vertretern zusammen mit dem Kreis sind in Zeiten von Klimawandel, Verkehrswende und nicht zuletzt Corona dringend notwendig.

Gäste, Besucher und Tagestouristen werden bald wieder dringend gebraucht, damit die Hotellerie und Gastronomie als Teil der Infrastruktur, im Taunus überleben kann. Wir, die Hoteliers und Gastronomen des gesamten Taunus, würden gern unseren Beitrag dazu leisten und weiterhin an diesem Prozess teilnehmen und gemeinsame Antworten finden.

Wir sind überzeugt davon, dass im Taunus für alle Menschen, die unser Winterwunderland genießen wollen, Platz genug ist: ganz Corona-konform und überwiegend Anwohner-freundlich.

Und am Ende noch der Hinweis in eigener Sache:
Anreisen in den Hintertaunus kann man mit der Taunusbahn im Halbstundentakt ab FFM Hauptbahnhof in knapp 1 Stunde 30 Minuten bis nach Brandoberndorf. Dazwischen liegen Orte wie Bad Homburg, Friedrichsdorf, Usingen, Grävenwiesbach. Alles lohnenswerte Ziele und mit viel Platz zum „sich aus dem Weg zu gehen“ Wanderwege in und um die Orte entlang der Bahnstrecke findet man unter anderem im online-Wanderführer des Naturpark-Taunus.de


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